January 4, 2008
Von Pursat nach Phnom Penh: Heute radeln wir mit dem Bus
Es ist zum Verrueckt werden, aber ich habe wieder Bauchbeschwerden und Halsschmerzen. Wenn es so weitergeht, wird diese Reisebeschreibung ein Chronik von Krankheiten. Ich habe schon daran gedacht, euch nicht mehr mit meinem jeweiligen Gesundheitszustand zu langweilen und diese Seite aus der Liste der Reisen herauszunehmen, aber vielleicht ist fuer den einen oder den anderen auch die Beschreibung dieses Herumbalancierens am Rande des Scheiterns informativ. Mal was anderes.
Heute nehmen wir jedenfalls den Bus nach Phnom Penh. Das ist moeglich, nur die Saettel mussen wir abnehmen, dann passen die Raeder in den Gepaeckraum des Busses. Fuer die etwa 200 Kilometer zahlen wir zusammen 13 US$.
Der Bus ist ein tadelloses Geraet, bequem, sauber, sogar die Air-conditioning funktioniert einwandfrei. Auch fuer Unterhaltung ist gesorgt. Vorn, ueber dem Fahrer ist ein grosser Bildschirm angebracht, an dem am Anfang Kambodscha-Pop mit Karaoke-Text laeuft. Gluecklicherweise singt keiner der Fahrgaeste mit, obwohl auch wenn jemand mitsingen wuerde, koennten wir es nicht hoeren. Der Ton wird durch die Lautsprecheranlage so bestialisch laut uebertragen, dass der Schal fast das Dach des Busses sprengt. Spaeter wird ein chinesischer Spielfilm gezeigt, ein lustiger Kriegsfilm ueber die japanischen Besatzung. Aehnlich, wie in den amerikanischen Nazifilmen, werden hier die japanischen Gegner als die letzten Trotteln und Idioten gezeigt, denen vorzueglich in den Schritt getreten, geschlagen und gezwickt wird. Ich frage mich, wieso sie nicht mit einem Rohrstock besiegt wurden, sondern dazu bekannterweise andere drastischere Mittel noetig gewesen sind.
Wie ich es aus dem Busfenster sehen kann, die Landschaft ist vielleicht etwas abwechslungsreicher als vor Pursat. Dafuer ist die Fahrbahn etwas schmaler und der Verkehr groesser. In Krakor, 27 km nach Pursat sehen wir ein Gasthaus, damit waere also moeglich, haeppchenweise von Battambang nach Phnom Penh zu fahren, ohne laengere als ca. 70 km Tagesstrecken zu haben.
Die Hauptstadt Phnom Penh ist an der Peripherie genau so budenmaessig, wie wir es an anderen Orten schon ausgiebig kennengelernt haben. Erst als wir schon fast das Zentrum erreicht haben, wird es staedtischer, die Haeuser und Geschaefte nicht mehr so verschlissen, der Verkehr dicht und stockend.
Irgendwo, mitten im Verkehrsgewuehl bleibt der Bus stehen: Endstation. Was danach kommt, ist wieder etwas, was wir so nicht kennen. Der angekommene Bus wird von etwa 30 Tuktuk-Fahrern, fliegenden Haendlern, Bettlern, Schuhputzern so eng belagert, dass wir wortwoertlich koerperlichen Gewalt anwenden muessen, um das Bus verlassen zu koennen. Die Szene, in dem ich auch die Raeder und Taschen zusammensammle, erinnert mich an die Gemaelde "Der Alexanderschlacht". Dann kommt aber ein neuer Bus an, die Belagerer rennen jetzt dort hin und wir sind gerettet.
Wir nehmen ein Zimmer im Bright Lotus Guest House, in einem typischen Haus fuer Westtouristen. Frueher haette ich es verschwiegen, absichtlich in ein Touristengetto Zimmer gesucht zu haben, aber jetzt freue ich mich, in dem hoteleigenen Restaurant einen Staek mit pommes frittes zu bekommen.
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