Von Chiang Saen nach Jinghong: Eine rasante Mekongfahrt - Mit Fahrrad zwischen den Welten - CycleBlaze

February 4, 2008

Von Chiang Saen nach Jinghong: Eine rasante Mekongfahrt

Um vier klingelt der Wecker: Es wird ein langer Tag. Wie besprochen sind wir um fuenf an der Anlegestelle. Eine halbe Stunde spaeter erscheint unser chinesisches Boot, ein schnittiges Schiffchen von etwa 20 Meter Laenge. Es ist noch dunkel, es gibt keine Beleuchtung, nur die Schiffsleute zeigen uns den Weg mit einer Taschenlampe, wo wir ueber ein anderes Schiff klettern sollen um zu unserem Schiff zu gelangen. Mit den Raedern ist dies nicht ganz einfach, aber ein mitreisender Amerikaner hilft uns dabei.

Das Schiff ist geschlossen wie ein Flugzeug, aber es ist moeglich, den kleinen Deck am Heck zu betreten.

Wir fahren um sechs los und erst um sieben, als es langsam daemmert, sehen wir unsere Umgebung. Unter grauem, wolkenbehangenem Himmel erheben sich links und rechts hohe bewaldete Berge, die den Fluss zwingend einengen. Das freie Fliessen des Wassers ist durch grosse Felsbrocken erschwert, die oft einen Labyrinth bilden, wo das Wasser brodelnd durchschiesst. Unser Boot kaempft sich mit laut arbeitender Motorenkraft gegen die Stroemung aufwaerts, wobei seitlich grosse Bugwellen in die Hoehe schiessen. In den Stromschnellen springt und taenzelt das Boot hin und her. Es ist eine spannende Slalomfahrt, wobei wir manche Felsen beim Vorbeidonnern fast mit den Haenden beruehren koennten. Alle Respekt dem Steuermann, der diese Praezisionsarbeit vollbringt!

Morgendaemmerung am Mekong
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Steuerkunst ist gefragt!
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In dem etwa fuenfzig Passagiere fassenden Schiff sind wir hoechstens zu fuenfzehnt. Dazu fuenf Personen Schiffsbesatzung. Zehn Stunden Fahrt mit Vollgas, zwei einfache Mahlzeiten. Ich denke, der Fahrpreis von 40 Euro pro Person deckt nicht mal die Sprittkosten, auch dann nicht, wenn ich die 40 Euro fuer die zwei Fahrraeder dazu rechne.

Nach etwa drei stunden klaert sich der Himmel auf. Wir sehen, dass viele der Berghaenge abgeholzt sind, nur einzelne, stehengelassene Baumriesen zeigen, was hier alles frueher wuchs.

Flusskaehne am Mekong
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Ritt ueber die Stromschnellen
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Das Land ist duenn besiedelt, Begegnungen sind selten
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Laotisches Bergdorf
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Abgeholzte Berge
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Nachmittags um drei passieren wir die chinesische Grenze. Sie weckt bei mir Erinnerungen an laengst vergangene Tage, als auch ich mich noch hinter einer aehnlichichen Grenze lebte. Weit vor der Grenze werden wir von dem Deck ins Schiffsinnere beordnet. Fotografieren ist streng verboten! Als erste kommt eine Truppe an Bord, die den Schiffsboden mit Handpumpe desinfiziert. Danach werden wir alle fotografiert. Der Aparat ist ein Geraet, der fatal an eine Pistole erinnert. Damit wird auf dem Kopf gezielt, bis ein roter Punkt auf dem Stirn erscheint. Danach wird abgedrueckt. Einfach furchtbar. Nicht nur ich fuehle mich wie hingerichtet. Anschliessend werden die Paesse kontrolliert, einzelne Gepaeckstuecke stichprobenmaessig kontrolliert. Dann fahren wir weiter.

Hinter der Grenze liegen etwa fuenfzig Flussfrachter. Ich glaube, sie warten darauf, dass im Fruehjahr das Wasser steigt.

In China ist der Flussufer staerker bevoelkert als in Laos. In den Doerfern wird Gemuese angebaut, die Felder sind gegen Hochwasser mit Steinschuettungen geschuetzt. Offensichtlich hat man in China frueher mit dem Abholzen der Waelder angefangen, weil jetzt sind sie schon ueberall dabei, die kahlen Haenge wieder aufzuforsten.

Aufforstung
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Bambuswaelder
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Der Tag geht zu Ende
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Ankunft in Galanba
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In Ganlanba, 30 Kilometer vor Jinghong, ist unsere Bootsfahrt zu Ende, der Wasserstand ist zu niedrig bis Jinghong zu schippern. Wir werden auf einen Bus verfrachtet und zum Zollamt nach Jinghong gebracht. Nach einer Kontrolle wie an einem Flughafen stehen wir in der Abenddaemmerung auf chinesischem Boden. Geschafft! Ein tolles Gefuehl!

Ankunft in Jinghong
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Wir fahren ueber die neue Bruecke in die Stadt und nehmen in dem Jinghong Hotel ein schoenes Zimmer. Das Problem ist nur, dass wir kein chinesisches Geld haben, und in dem grossen Hotel nehmen sie nur cash und das voraus. Banken sind zu, und die Geldautomaten sind ab 20 Uhr gesperrt. Die Damen in der Hotelrezeption sind zwar ohne Fremdsprachenkenntnisse und auch sonst nicht besonders kommunikativ, aber sehr hilfsbereit. Nach Hinterlegung von Hundert Dollar als Sichereit bekommen wir das Zimmer und sogar zehn Yuan geliehen, damit wir essen gehen koennen.

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