January 2, 2008
Von Battambang nach Moung Ruessei: Wann kommt endlich eine Kurve?
Wir verabschieden uns von Battambang und machen uns auf den Weg nach Moung Ruessei, wo ein Gaestehaus existieren soll. Sicher ist das nicht. In Kambodscha ist es schwierig eine abgesicherte Information zu bekommen. Auch, wenn jemand behauptet, etwas zu wissen, wir koennen dies kaum kontrollieren, und leider erweisen sich solche Aussagen oft - sowohl in Positiven als auch in Negativen - als nicht richtig. Das Wetter ist uebrigens ideal, bewoelkt, etwas kuehl und es weht ein leichter Rueckenwind.
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Die Strasse ist in einem guten Zustand, der Verkehr ist am Anfang etwas staerker, spaeter gering. Die Lanschaft ist nach wie vor flach. Der Strassenrand ist gut besiedelt, es sind meistens aermliche Huetten, aus denen das hundertstimmige "Hallo" uns entgegen gerufen wird. Viele der Huetenbewohner haben am Strassenrand einen einfachen Verkaufsstand aufgebaut, wo sie ihre Produkte, meist Zitrusfruechte anbieten.
Wir passieren einige sehr einfache Ziegeleien. Bei einem wird der Ofen mit Reisspreu befeuert. Reis gibt es hier ueberall, hinter den Huetten breiten sich die jetzt trockenen Reisfelder bis zum Horizont. Die Ernte wird im Hof auf Plastikplanen getrocknet.
Ich weiss nicht, wie es andere Radler halten, aber flache, eintoenige, gerade Strassen finde ich ermuedender als huegelige, kurvige, abwechslungsreiche Strecken. Nur nach 30 Kilometern schnurgerade Route in der gleichen Tempo und Haltung schmerzen mir die Schultern und die Handgelenke. Ich habe die Kurven heute nicht gezaehlt, aber ich denke, die Finger an meiner linken Hand wuerden ausreichen die zusammen zu zaehlen.
Nach 50 Kilometern erreichen wir Moung Ruessei. Diesmal hat es gestimmt, wir finden das vermutete Gasthaus. Es ist sogar relativ neu, die Dusche hat zwar nur kaltes Wasser, aber was kann man fuer 7 US$ mehr erwarten.
Nachdem wir uns eingerichtet haben, laufen wir in die Stadt um etwas zu essen. Und damit haben wir ein Problem. Sicher ist Moung Ruessei keine grosse Stadt, aber eine Stadt ist es allemal. Aber ein Lokal, wie wir es kennen, gibt es hier nicht. Es sind nur einige Garkuechen da, auch sie finden wir nur nachdem wir uns durchfragen. So ein Lokal hat drei Tische mit Plastikstuehlen, etwa zwoelf Toepfe, in denen man reinschauen kann, sollte man aber nicht. Wir finden darin ziemlich unappetitliche kalte Reste von irgendwelchem Gemuese. Eins der Gerichte sieht wie gebratene Nudeln aus, ich bestelle es. Es entpuppt sich als in Streifen gehobelte Ingwer mit Huehnerknochen. Kein Witz, es sind nur kleigehackte Knochen. Wir bestellen noch drei weitere dieser Koestlichkeiten, aber keine erweist sich fuer uns als essbar. Spaeter finden wir bei einem fliegenden Haendler zwei Packungen Kekse, die wahrscheinlich noch die Franzosen vor 40 Jahren hier vergessen haben. Es ist eher alte Kekspulver, aber der rettet uns vor dem groebsten Hunger.
Dann laufen wir zum Markt, westlich der Nationalstrasse, wo sowas wie ein Ortskern liegt. Alle die Wege sind unbefestigt, die Geschaefte, ob Automechaniker oder Apotheke, gleichen eher Sperrmuellabladeplaetzen.
Am meistens bedrueckt bin ich von einem zur Strasse offenen Raum, gross wie eine Doppelgarage, uebervollgestellt mit Eisenpritschen. Erst glaube ich, es ist ein Nachtasyl fuer Obdachlose, bis ich die Infusionsflaschen entdecke: Es ist eine Art Klinik!
Ich merke, wie ich von den Erfahrungen der letzten Stunden eine richtige Phobie bekomme. Ich finde alles schmutzig, eklig, infektioes. Ich suche Bananen, um ueberhaupt etwas essen zu koennen, hier gibt es aber auch die nicht zu kaufen. So kaufe ich Mandarinen, um mich anschliessend in der hohen Kunst zu ueben: Wie schaelt man Obst, damit die Finger, die die Schale beruehrt haben, nicht das Fruchtfleisch auch beruehren.
Wie gesagt, ein schwieriges Land.
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