December 27, 2007
Siem Reap - Battambang: Naturwunder Tonle Sap
Wie geht es Weiter?
Bill Weir, ein bekannter Kenner von Suedostasien, auch auf dieser Homepage, den wir im vorigen Winter in Bangkok persoenlich getroffen haben, riet uns von Siem Reap mit dem Boot nach Battambang zu fahren. Die Strasse von Battambang nach Phnom Penh soll mit neuem Belag versehen sein. Wir schippern also heute von Chong Kneas - es liegt etwa 15 km suedlich von Seam Reap am Rande des Sees Tonle Sap - nach Battambang.
Der See Tonle Sap ist ein eigenartiges Gewaesser. Es ist das groesste Suesswasserreservoire nicht nur von Kambodscha, sondern ganz Suedostasien. Dabei aendert sich seine Groesse je nach Jahreszeit von 2500 Quadratkilometer in der Trockenzeit auf die fuenffache in der Regenzeit. Auch die Wassertiefe waechst von zwei auf etwa zehn Meter. Da dabei auch die Uferlinie sich vier bis sieben Kilometer bewegt, leben viele der Fischerfamilien auf Booten. Es sind immerhin ueber 8000 Menschen, die um oder auf dem See leben. Sie holen jaehrlich etwa 400.000 tonnen Fisch aus dem See. Im Norden hat der See nur wenig freie Wasserflaechen, sondern ist auf Hunderten von Quadratkilometern mit Buschwerk dicht bewachsen.
Heart | 0 | Comment | 0 | Link |
Die Fahrtkarten haben wir uns schon gestern besorgt, sie kosten pro Person mit Rad 24 US$. Wir werden von unserem Gaestehaus um sechs Uhr mit einem Bus abgeholt. Der Bus ist voll, die Raeder und die Taschen werden mit Tuktuks nachgeliefert.
An der Anlegestelle dann die erste Ueberraschung: Das auf der Fahrkarte abgebildete schicke Schiff kann nur bei Hochwasser fahren. Jetzt in der Trockenzeit ist unser Boot ein flaches Holzschiff mit einer Kajuete, in dem etwa 25 Menschen Sitzplatz haben. Die anderen 25 muessen auf das Dach. Es ist ein heisses Blechdach in der prallen Sonne, wo der einzige Einrichtungsgegenstand ein Flaggenstock mit der Nationalflagge ist. Auch wir muessen auf das Dach.
Das Schiff ist etwa 15 Meter lang, hat einen longtail-Motor und ein Ruderblatt, klein wie ein Taschentuch.
Die Fahrt dauert - mit einer kurzen Trink- und Pinkelpause - ueber neun Stunden. Auf dem Schiff gibt es keine Verpflegung, nicht einmal einen Schluck Wasser bekommt man. Man tut also gut daran, sich jedenfalls mit Wasser und Sonnenoel reichlich zu versorgen.
So, damit sind die Beschwernisse aber auch schon aufgezaehlt. Der Rest ist eine wunderbare, abenteuerliche Reise in einer urspruenglichen Naturlandschaft, die mich entfernt an die Everglades in Florida erinnert.
Es geht auf einem schmalen Kanal los, nur drei bis vier Meter breit, auf dem Deck muessen wir uns vor den Asten und Zweigen acht nehmen. Nach etwa einer Stunde wird der Fahrtweg dann immer undeutlicher, das Wasser ist nur knietief, wir laufen immer wieder auf Grund, muessen rueckwaerts.
Dann ist der Weg ganz weg. Aber auch hier leben noch einige wenige Menschen, Fischerfamilien auf Hausbooten, die man nach dem Weg fragen kann, was unser Schiffsfuehrer auch macht. So kommen wir langsam und mit wiederholter Grundberuehrung doch noch voran.
Heart | 0 | Comment | 0 | Link |
Etwa nach drei Stunden, als ich kaum mehr daran glaube, dass wir noch hinausfinden und mir vorkomme, wie Bogart und Hepburn in "African Queen" in dem Schilf, kommen auch wir ploetzlich frei, indem wir einen breiten Fluss erreichen.
Jetzt geht es gemaechlich nach Norden. Die Raender des Flusses - ein Ufer gibt es ja nicht - sind gut besiedelt. Die Haeuser stehen auf langen Stelzen oder sie schwimmen.
Um halb eins gibt es eine kurze Pause. In einem kleinen Kaufmannsladen kann man sich mit getraenken und Knabberzeug nachruesten.
Dann verlassen wir den breiten Fluss und biegen in einen schmalen Kanal ab. Dieser Wasserlauf - es ist eigentlich schon der Fluss Stung Sangker, der sich hier in dem See verliert - ist zwar gut definiert, 20 bis 30 Meter breit, aber so seicht, so kurvenreich und so bewachsen, dass unsere Bootsleute wieder um jeden Meter kaempfen muessen.
Heart | 0 | Comment | 0 | Link |
Nicht nur, dass wir wieder staendig auf Grund laufen, auch kommt das lange Boot mit dem Miniruder nicht durch die engen Flussbiegungen. Der Bootsman arbeitet nach Flossermanier mit einem Riemen wie ein Berserker, trotdem bleiben wir immer wieder in den Uferbueschen haengen. Zur Erholung darf der arme Mann oefters ins Wasser steigen, um den Propeller von Schlingpflanzen zu befreien.
Auch dieser Abschnitt ist gut besiedelt. Ueberall sehen wir Fischer, die mit Netz oder Reuse den Fischen nachstellen. Hier stehen auch zahlreiche grosse Netzkraene, eine aehnliche Konstruktion, wie sie in der Po-Delta in Italien zu finden ist.
Die Menschen leben sehr aermlich auf so kleinen Booten, dass ich, alter Segler, die Enge gewoehnt, auch in Zustand von Verliebtheit zu zweit nur hoechstens drei Tage auf so einer Behausung aushalten wuerde. Diese Menschen verbringen hier ein ganzes Leben. Vater, Mutter, vier bis fuenf nackte Kinder auf zehn Quadratmeter. Wenn diese Menschen hier etwas in Ueberfluss besitzen, dann sind es die Kinder. Kinder, ueberall Kinder. Sie lachen, schreien und winken, wenn wir sie passieren. Fuer sie sind wir wohl das Ereignis des Tages.
Allmaehlich bekommt unser Fluss Ufer, erst nur feuchte Wiesen und Reisfelder, die nur 10 bis 20 Zentimeter uber dem Wasserniveau liegen, aber der Fluss wird breiter und die Uferhoehe waechst.
Nach einigen weiteren Stunden erreichen wir Battambang, wo helfende Haende unsere Raeder und Taschen auf der langen Treppe hochtragen.
Heart | 0 | Comment | 0 | Link |
Wir bekommen im "Hotel Royal" ein geraeumiges, schoenes Zimmer fuer 20 US$.
Rate this entry's writing | Heart | 1 |
Comment on this entry | Comment | 0 |