December 16, 2007
Aranya Phrathet - Sisophon: Denn du bist Staub von der Erde ...
55 km
Aranya Phrathet liegt sechs Kilometer vor der Grenze. Die hinfuehrende Strasse ist eine sechsspurige Bahn, sie wirkt fast wie eine Illustration des fortschrittlichen Thailands gegenueber Kambodscha. Aber davon spaeter.
Die Grenze ist folgendermassen beschaffen: Erst passieren wir die thailaendische Ausreisekontrolle, dann folgt etwa 800 m Niemandsland, und schliesslich die kambodschanische Einreisebehoerde. Es herrscht aber ueber das ganze Gebiet so ein Durcheinander, dass der Neuling diese Strucktur erst gar nicht ueberblickenen kann.
Schon vor der ersten Barriere haben findige Schlitzohren sowas wie eine Kontrollstelle aufgebaut. Die wollen unbedingt die Paesse sehen und Gebuehr nehmen fuer irgend etwas. Gut wenn man sich darauf besinnt, dass alle, die tatsaechlich etwas zu sagen haben, Uniform anhaben. Also weiter!
Jetzt folgt eine lange,lange Menschenschlange, die mit Karren und Gepaeckstuecken bepackt aus Thailand ueber die Grenze wollen. Doch bevor wir uns in die Schlange einreihen, kommt ein Grenzpolizist und fuehrt uns an den Wartenden vorbei. In zwei Minuten sind wir im Niemandsland.
Hier herrscht eine Szene, die ich nur aus exotischen Reisefilmen kenne. Tausende von Menschen, die meisten mit Handkarren, und alle wollen nach Kambodscha. Wie wir spaeter erfahren, das Land ist in den Kriegen so gruendlich ruiniert worden, dass bis heute fast alle Gueter aus dem Ausland, hauptsaechlich aus Thailand eingefuehrt werden. Auch hier versuchen viele junge Maenner sich Amtshandlungen anzumassen.
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Der richtige Einreiseschalter ist ziemlich unscheinbar und kurz danach sind wir in Kambodscha. Jetzt muessen wir noch die Scharren von Pickup-Fahrern abwehren, die absulut nicht verstehen wollen, dass wir hier radfahren wollen, obwohl sie uns fuer 25 US$ nach Siem Reap fahren wuerden. Wir bleiben unbelehrbar.
Ich suche eine Bank um Geld zu ziehen. Um mich danach zu erkundigen, fahre ich auf den Hof von einem halbvornehmen Hotel. Mit Fahrrad! Die Jungs, die am Eingang mit Tuk-tuks auf Gaeste warten, fallen fast in Ohnmacht: Nicht doch! Es ist verboten! Als ich mit der erhaltenen Information wieder hinausfahre, finden sie es unheimlich lustig, und sie fallen fast um von Lachen.
Die Bank: Die ist eine vollklimatisierte Zelle mit Geldautomat, der nicht die Landeswaehrung riell, sondern US$ von sich gibt. An der anderen Strassenseite gibt es einen privaten Geldwechsler, wo man riell bekommt, wenn man will. Brauchen tut man es naemlich nicht: In Kambodscha ist das Hauptzahlungsmittel der US$, das riell wird aber auch akzeptiert.
Und jetzt die Strasse! Dass sie nicht gut ist, wussten wir schon, aber sie ist immerhin eine der Hauptverkehrswege des Landes, sie muss schon mindestens befahrbar sein, dachten wir. Nun, diese Strasse gehoert zu einer anderen Kathegorie, als wir sie kennen. Am Anfang, also in dem kilometerlangen Grenzort Poipet ist sie eine bis zur Unkenntlichkeit kaputtgefahrene ehemalige Asphaltstrasse. Riesige Loecher, seegrosse Pfuetzen, unbestimmter Strassenrand, Staub, Dreck, und ein absulut anarchischer Verkehr, wo jeder versucht irgendwie sich voran zu wursteln. Viele, viele leichte Motorraeder, Tuk-tuks, irgendwelche motorisierte Lastkarren, riesige Schwerlaster, und dazwischen Pkws, die es immer sehr eilig haben. Alle, die ueberholen, und das sind fast staendig alle, hupen wie verrueckt. In diesem Durcheinander dauert es eine ganze Weile, bis wir dahinter kommen: Doch, doch, in Kambodscha gilt Rechtsverkehr.
Nach einigen Kilometern aendert sich die Szene. Jetzt ist es eine mal akzeptabele, meistens aber schlechte Schotterpiste mit maessigem Verkehr. Die meisten Fahrzeuge sind, schon wegen den vielen loechern, recht langsam, nur die Limousinen rasen, Gas und Hupe bis zum Anschlag drueckend, oft an der falschen Strassenseite, von Steinschlaggewitter begleitet. Ueber die Landschaft liegt der Staub wie dichter Nebel. Bald sind wir vollkommen verdreckt, unsere Ohren, Augen, Nase, Mund, alles ist voll mit braungelben Dreck. Was mir nicht auf der Haut klebt, Landet in meiner Lunge.
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Die Lanschaft ist total flach, die Strasse schnurgerade, am Rand, wenn ueberhaupt, dann nur aermliche Huetten, nichts pitoresk, nichts sehenswert.
Wenn ich zur Zusammenfassung noch erwaehne, dass es um 40 grad heiss ist, und auch der staendige Begleiter der Radler, naemlich der Gegenwind uns Gesellschaft leistet, koennt ihr vielleicht verstehen, wenn mein Fazit nicht besonders guenstig ausfaellt: Vergnuegen buchstabiert sich anders.
Wir nehmen das erste Guesthouse, das uns bietet. Es ist am Anfang von Sisophon, die Zimmer sind recht gut und kosten 15 US$.
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