September 9, 2022
Vierter Tag: Von Hohenau nach Želena Ruda
Das Gasthof Schreiner in Hohenau ist eine gute Einrichtung. Sie haben schöne Zimmer, gute Küche und gutes Frühstück, alles gute Voraussetzungen für einen guten Tag.
Hinter Hohenau ist die Landschaft sehr schön bäuerlich, kleine Dörfer, Einzelhöfe und gute Wege zum Radeln. Das Land ist sehr hügelig, rasanten Abfahrten wechseln sich mit kurze Steigungen bis zum 15% ab.
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Hinter Spiegelau folgt eine ausgedehnte Waldgebiet mit guten Radwegen, ein Genuss für Radfahrer. Am Ende dieser Waldstrecke steht ein Schild. Die mehrsprachige Text bezeichnet die von mir eben befahrene Strecke als lebensgefährlich. Glücklicherweise habe ich davon nichts gemerkt.
Jetzt wird es Nostalgisch. Ich komme bald nach Frauenau. In diesem Dorf habe ich am Ende der 60-ern viermal Winterurlaub gemacht. Seit dem bin ich allerdings nie mehr dort gewesen. Frauenau ist damals ein kleines Dorf gewesen, wo die Einwohner entweder in den Wälder oder in den Glashütten arbeiteten. Wintersportort ist es auch nicht gewesen, es gab dort nur ein etwa 200 Meter langes Schlepplift, gerade richtig für mich. Ich bin kurz davor aus Ungarn gekommen, wo weder Berge noch genügend Schnee gab.
Nun, ich bin jetzt in Frauenau und denke noch nie hier gewesen zu sein! Ich erkenne rein Garnichts! Und der Hang, wo ich Skifahren gelernt habe, ist bebaut.
Die nach Zwiesel führende schmale Landstraße ist jetzt eine Autopiste von einem tadelloser Radweg begleitet. Und die Köhlerei, die hier stand, gibt es auch nicht mehr. Die war allerdings schon damals halb Gewerbe und halb Touristenattraktion, aber es stank, und der Köhler war schwarz, wie Köhler so sind.
Hinter Zwiesel steigt der gute Radweg bis zum Dörfchen Zwieseler Waldhaus hoch. Hier haben wir, Suzanne und ich, vor etwa 15 Jahren in einem urigen Wirtshaus mit guten, alten Freunden einen wunderbaren Abend verbracht, einen von denen, die man nie vergisst. Die Hälfte der Freunde lebt nicht mehr, das alte Wirtshaus hat für Neubauten Platz gemacht.
Jetzt aber Schluss mit der Vergangenheit! Wenn man so alt ist wie ich, hat man zuviel davon! Wenn man sich viel damit beschäftigt, gibt's für die Gegenwart zu wenig Zeit.
Einige Kilometer weiter komme ich wieder zu der deutsch-tschechischen Grenze.
Natürlich wurde auch hier von den damaligen kommunistischen Machthabern die Grenze "befestigt ". Hier sind es einige lächerliche Erdlöchern mit einfachen Maschinengewehren gewesen, mit denen hier, auf diesem Waldweg, die anstürmende US-Armee aufhalten wollte.
Mich macht es nachdenklich, dass die damaligen Regierenden diese Lächerlichkeit hier ernst meinten. Sind wir Menschen heute klüger? Wieso sind wir so sicher, dass unsere heutige kriegerische Entscheidungen richtig sind? Wie steht es im "Faust"? "Es irrt der Mensch solang er strebt! " Daran hat sich seitdem nicht viel geändert.
In Želena Ruda wartet mein Wagen auf mich. Damit schließt sich der Kreis, meine kurze aber schöne Reise ist hier zu Ende.
Today's ride: 48 km (30 miles)
Total: 173 km (107 miles)
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